Hotel Ofenhorn Binn (VS)

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Die Region Ernen und das Binntal gehören nicht zu den frühen Fremdenverkehrsgebieten des Wallis. Diese Beispiele finden sich im frühen 19. Jahrhundert vorwiegend im Obergoms sowie im Banne der Drei- und Viertausender rund um Zermatt. Der 1844 erstmals erschienene Reiseführer von Karl Baedeker bezeichnete Ernen und das Binntal nicht als touristische Orte, erst vier Jahre nach der Erstbesteigung des Ofenhorns im Jahre 1864 fand das Binntal Aufnahme in den damals bekanntesten deutschsprachigen Reiseführer: man kann dort „beim Geistlichen übernachten”.

1880 erhielt der Fiescher Hotelier Josef Speckly die Konzession zum Bau eines Gasthauses in Schmidigehischere, dem Hauptort des Binntals. Zusammen mit Elias alpen aus Binn und Josef Schmid aus Ernen wollte er diesen neuen Hotelbau verwirklichen. Bei Baubeginn 1881 war Josef Schmid aus Ernen aber bereits der einzige Akteur, der das Hotel erstellte, und seine Frau war die Hoteliere. Die noch heute grösstenteils erhaltenen Möbel stammten aus den Werkstätten der einheimischen Schreinereien.

Mit der Eröffnung des Hotels Ofenhorn in Binn 1883 wird das Binntal als Ausflug vom bereits bekannten Touristenort Fiesch beschrieben: “Das s.ö. von Fiesch mündende Binnenthal ist beachtenswert und namentlich für Mineralogen interessant. Guter Reitweg über das im Lärchenwald schön gelegene Dorf Aernen (1196 m) zur Binneggen (1353 m; kleines Wirthshaus), mit herrlicher Aussicht auf Binnenthal und Wallis, dann über Ausserbinn und durch die wilde Felsenge der Twingen nach Schmidhäusern oder Binn (1389 m; Hôt. Ofenhorn bei Schmid, in freier Lage, 90 Betten).”

In seinen ersten Jahren gedieh das Hotel Ofenhorn offenbar prächtig, denn bereits 1897 konnte eine Erweiterung gegen Norden eröffnet werden. Die Belle Époque war in der ganzen Schweiz ein goldener Boden für beinahe alle touristischen Unternehmungen. 1911 traten Maria und Josef Schmid-Kräig den Betrieb an ihre drei Söhne Eduard, Guillaume und Max ab. Zu neuem Leben erwachte das Haus wohl in den 1920er-Jahren, denn 1923 entschloss man sich zum Einbau des elektrischen Lichtes. Während dem Zweiten Weltkrieg war das Haus eine Truppenunterkunft, anschliessend wurde es vollständig erneuert. Dabei entstand die „Walliser Stubji” im Erdgeschoss. In den 1960er-Jahren erst wurde eine Zentralheizung eingebaut und das Haus dadurch bedingt wintertauglich gemacht.

1968 verabschiedete sich die Familie Schmid nach drei Generationen vom Hotelbetrieb. Drei Jahre blieb das Haus geschlossen, danach wurde es von der „Pro Unter- und Mittelgoms AG” renoviert und 1972 wieder in Betrieb genommen. Nach einer erneuten Schliessung 1885 entstand im Dorf die Idee einer Selbsthilfe. 1987 wurde die Genossenschaft Pro Binntal gegründet, die sich in den folgenden Jahren an eine Sanierung der Aussenfassaden wagte. Nach einer schwierigen finanziellen Lage konnte der neue Pächter Odilo Zumthurm als erfahrener Gastronom die Wende zum Guten herbeiführen. Nach einer Konsolidierung und einer grossen Sponsoringaktion wagte man 2007-2008 eine erste Restaurierungsetappe im Innern, zusammen mit der Totalerneuerung der Heizungsanlage. Seit 2008 kann das Hotel das begehrte Label „Swiss Historic Hotel” führen.