Das Hotel Alpina wird gesprengt

Am 11. April 1995 wird in Gstaad das Hotel Alpina gesprengt.

Wie der Lokalhistoriker Gottfried von Siebenthal in seinen schönen Büchern über Gstaad berichtet, wurde das Hotel Alpina von Gabriel Burri-Kernen, dem früheren Wirt des Hotels Landhaus in Saanen, erbaut und 1907 als erstes Zweisaisonhotel in Gstaad eröffnet. Der vom Berner Architekturbüro Eduard Rybi entworfene Bau erhielt damals viel Lob als «eines der schönsten Hotels im Sinne des Heimatschutzes, das man weit und breit sehen kann (…), das sich auf der Höhe wie ein Schlösschen ausnimmt und in die Landschaft passt.» Bis zum Bau des Palace 1912 hatte das Alpina eine eigene Zufahrt, danach wurde die neue, weniger steile Palacestrasse gebaut. Die alte Alpinastrasse diente noch jahrelang als Bob- und Schlittelweg.

Nach Gabriel Burris Tod übernahm sein Sohn Emil das Haus im Jahr 1917. Er liess zu den damals üblichen Etagenbädern in allen Zimmern fliessendes Wasser installieren, ein gewagtes Unternehmen mitten in den Kriegsjahren. Später war hinter dem Alpina während vieler Jahre ein kleiner Skilift in Betrieb, ein ideales Übungsgelände für Skianfänger. In dritter Generation führten Marcel und Elsbeth Burri-Ammon das Haus von 1952 bis 1988. Dann verkauften sie es an den langjährigen Gstaad-Gast und Zuckerzar Jean-Claude Mimram und den einheimischen Immobilienhändler Marcel Bach. Diese planten den Abbruch des in die Jahre gekommenen, historischen Hauses und einen grossen Neubau.

In der Folge entwickelte sich ein langes Seilziehen um die Frage der Schutzwürdigkeit. Historische Hotels waren zu dieser Zeit noch kein USP im Tourismus-Marketing, so dass sich weder die Eigentümer noch die Gemeinde zu einem Erhalt und Umbau durchringen konnten. 1995 erteilte die Gemeinde, entgegen der Empfehlung der kantonalen Denkmalpflege, die Abbruchbewilligung. Eine Intervention in letzter Minute von Franz Weber kam zu spät, die Sprengladungen waren schon eingesetzt. 1997 später stellte das bernische Verwaltungsgericht in rügendem Ton fest, dass die Sprengung – entgegen der Aussage der damaligen Baudirektorin – illegal gewesen sei. Mit seinem Begehren nach originalgetreuem Wiederaufbau blitzte dann Franz Weber vor Bundesgericht allerdings ab.

Nach diesen Auseinandersetzungen zum Abbruch begann das Seilziehen um den Neubau, gegen den Einsprecher wiederum bis vor Bundesgericht zogen. 2008 konnte mit dem Bau eines redimensionierten Projekts begonnen werden, im Dezember 2012 wurde das neue Alpina eingeweiht.

Zitierte Literatur:
Siebenthal, Von Gottfried. Gstaad, eine Reise in die Vergangenheit. Gstaad 2002.
Siebenthal, Von Gottfried. Gstaad, eine Reise in die Vergangenheit. Vol. 2. Gstaad 2007.